Die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt hat dazu geführt, dass Bildschirmarbeit heute einen zentralen Bestandteil zahlreicher Tätigkeiten darstellt. Ob in Verwaltung, Industrie, Dienstleistung oder Wissensarbeit – Tätigkeiten an Bildschirmgeräten prägen den beruflichen Alltag in erheblichem Umfang. Mit dieser Entwicklung gehen spezifische gesundheitliche Belastungen einher, die sich nicht abrupt, sondern schleichend und häufig erst nach Jahren bemerkbar machen. Genau an diesem Punkt setzt die arbeitsmedizinische Vorsorge für Tätigkeiten an Bildschirmgeräten an, die früher unter der Bezeichnung G37 bekannt war und heute als Angebotsvorsorge nach der Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge eingeordnet ist.
Die Vorsorge „Tätigkeiten an Bildschirmgeräten“ ist kein isoliertes Instrument, sondern Teil eines umfassenden präventiven Ansatzes im Arbeitsschutz. Sie verbindet medizinische Erkenntnisse mit organisatorischen und rechtlichen Rahmenbedingungen und verfolgt das Ziel, arbeitsbedingte Gesundheitsrisiken frühzeitig zu erkennen und langfristigen Beeinträchtigungen vorzubeugen. Dabei steht nicht die Feststellung von Erkrankungen im Vordergrund, sondern die Sicherung geeigneter Arbeitsbedingungen sowie die individuelle gesundheitliche Eignung im Zusammenspiel mit der konkreten Tätigkeit.
Historische Einordnung und Wandel der G37-Vorsorge
Die ehemalige G37-Untersuchung war über viele Jahre fester Bestandteil der arbeitsmedizinischen Vorsorgepraxis. Sie wurde insbesondere mit der Untersuchung der Augen und des Sehvermögens in Verbindung gebracht und galt als Standardmaßnahme für Beschäftigte mit intensiver Bildschirmarbeit. Mit der Reform der arbeitsmedizinischen Vorsorgeverordnung erfolgte jedoch eine grundlegende Neuausrichtung. Die starre Zuordnung bestimmter Tätigkeiten zu verpflichtenden Untersuchungen wurde aufgegeben und durch ein differenziertes System aus Pflicht-, Angebots- und Wunschvorsorge ersetzt.
Im Zuge dieser Neustrukturierung wurde die G37 in die Angebotsvorsorge „Tätigkeiten an Bildschirmgeräten“ überführt. Diese Veränderung spiegelt einen modernen Präventionsgedanken wider, der stärker auf Aufklärung, Beratung und Eigenverantwortung setzt. Gleichzeitig bleibt der Arbeitgeber in der Verantwortung, die Vorsorge aktiv anzubieten und organisatorisch zu ermöglichen.
Rechtlicher Rahmen und arbeitsmedizinische Verantwortung
Die rechtliche Grundlage der Vorsorge bildet die Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge in Verbindung mit dem Arbeitsschutzgesetz und der Bildschirmarbeitsverordnung, deren Inhalte inzwischen in der Arbeitsstättenverordnung aufgegangen sind. Diese Regelwerke definieren die Pflichten des Arbeitgebers zur Gefährdungsbeurteilung und zur Ableitung geeigneter Schutzmaßnahmen. Bildschirmarbeit wird dabei nicht pauschal als gesundheitsschädlich eingestuft, erfordert jedoch eine sorgfältige Analyse der Arbeitsbedingungen.
Fakt 1: Rechtssicherheit als Präventionsgrundlage
Die Angebotsvorsorge für Tätigkeiten an Bildschirmgeräten ist eine gesetzlich verankerte Verpflichtung, die aus der Gefährdungsbeurteilung abgeleitet wird. Sie dient der frühzeitigen Erkennung gesundheitlicher Belastungen und unterstützt Arbeitgeber dabei, rechtskonforme Arbeitsbedingungen dauerhaft sicherzustellen.
Die Verantwortung des Arbeitgebers beschränkt sich nicht auf das bloße Angebot der Vorsorge. Vielmehr müssen die Beschäftigten über Sinn, Inhalt und Ablauf informiert werden. Die Teilnahme bleibt freiwillig, darf jedoch nicht durch organisatorische oder zeitliche Hürden erschwert werden. Die arbeitsmedizinische Betreuung erfolgt durch einen Betriebsarzt oder eine entsprechend qualifizierte arbeitsmedizinische Fachkraft.
Gesundheitliche Belastungen bei Bildschirmarbeit
Tätigkeiten an Bildschirmgeräten sind mit spezifischen Beanspruchungen verbunden, die sowohl den Bewegungsapparat als auch das visuelle System betreffen. Längeres Sitzen, eingeschränkte Bewegungsvariabilität und monotone Körperhaltungen können muskuläre Dysbalancen begünstigen. Besonders betroffen sind dabei Nacken-, Schulter- und Rückenbereiche.
Hinzu kommen visuelle Belastungen, die sich aus dauerhaftem Fokussieren auf nahe Entfernungen, ungünstigen Lichtverhältnissen oder unzureichend angepassten Bildschirmdarstellungen ergeben. Symptome wie Augenbrennen, Kopfschmerzen oder verschwommenes Sehen treten häufig unspezifisch auf und werden nicht immer unmittelbar mit der Bildschirmarbeit in Verbindung gebracht.
Fakt 2: Sehsystem unter dauerhafter Beanspruchung
Bildschirmarbeit führt zu einer reduzierten Lidschlagfrequenz und einer dauerhaften Nahakkommodation, was das Risiko für Augenbeschwerden und visuelle Ermüdung erhöht. Die arbeitsmedizinische Vorsorge ermöglicht eine frühzeitige Bewertung des Sehvermögens im Kontext der tatsächlichen Arbeitsanforderungen.
Die Vorsorge setzt genau an dieser Schnittstelle an. Sie betrachtet nicht isoliert medizinische Befunde, sondern stellt diese in einen funktionalen Zusammenhang mit den konkreten Arbeitsbedingungen. Auf dieser Grundlage können Empfehlungen zur ergonomischen Gestaltung, zur Anpassung der Arbeitsorganisation oder zur Inanspruchnahme spezieller Sehhilfen ausgesprochen werden.
Ablauf und Inhalte der Vorsorgeuntersuchung
Die Angebotsvorsorge „Tätigkeiten an Bildschirmgeräten“ umfasst in der Regel ein ärztliches Beratungsgespräch, in dem arbeitsbedingte Belastungen, individuelle Beschwerden und bestehende Vorerkrankungen thematisiert werden. Ergänzend können Untersuchungen des Sehvermögens durchgeführt werden, sofern dies aus medizinischer Sicht sinnvoll erscheint oder von der vorsorgeberechtigten Person gewünscht wird.
Ein zentrales Merkmal der Vorsorge ist ihre Vertraulichkeit. Ergebnisse unterliegen der ärztlichen Schweigepflicht und werden nicht an den Arbeitgeber weitergegeben. Dieser erhält lediglich eine Vorsorgebescheinigung über die Teilnahme, nicht jedoch über medizinische Details oder Diagnosen. Dieses Prinzip stärkt das Vertrauen in die arbeitsmedizinische Betreuung und fördert die Akzeptanz präventiver Maßnahmen.

Fakt 3: Prävention statt Eignungsprüfung
Die Vorsorge für Bildschirmarbeit verfolgt keinen selektiven oder ausschließenden Zweck, sondern dient der individuellen Beratung und Prävention. Medizinische Befunde werden genutzt, um arbeitsplatzbezogene Empfehlungen auszusprechen, nicht um Beschäftigungsverhältnisse zu bewerten.
Bedeutung für die betriebliche Gesundheitsstrategie
Die Integration der Bildschirmvorsorge in eine ganzheitliche betriebliche Gesundheitsstrategie bietet Unternehmen die Möglichkeit, gesundheitliche Risiken systematisch zu adressieren. Sie ergänzt ergonomische Maßnahmen, Unterweisungen und organisatorische Regelungen zu Arbeitszeiten und Pausen. Durch die regelmäßige Auseinandersetzung mit den Anforderungen der Bildschirmarbeit entsteht ein nachhaltiger Präventionskreislauf.
Langfristig trägt diese Herangehensweise dazu bei, arbeitsbedingte Beschwerden zu reduzieren, Fehlzeiten zu minimieren und die Arbeitsfähigkeit zu stabilisieren. Gleichzeitig wird das Bewusstsein für gesundheitsgerechte Arbeitsgestaltung auf allen Ebenen des Unternehmens gestärkt. Die Vorsorge fungiert damit als verbindendes Element zwischen individueller Gesundheit und strukturellem Arbeitsschutz.
Fazit
Die Vorsorge „Tätigkeiten an Bildschirmgeräten“ stellt eine zeitgemäße Weiterentwicklung der ehemaligen G37 dar und spiegelt den modernen Präventionsansatz im Arbeitsschutz wider. Sie verbindet rechtliche Verpflichtungen mit medizinischer Fachkompetenz und individueller Beratung. Durch ihre Einbettung in die Gefährdungsbeurteilung und die betriebliche Gesundheitsorganisation leistet sie einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Gestaltung digital geprägter Arbeitsplätze. Die kontinuierliche Umsetzung dieser Vorsorge unterstützt Unternehmen dabei, gesundheitliche Belastungen frühzeitig zu erkennen und verantwortungsvoll zu steuern.