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Die HOAI: 5 wichtige Dinge, die du kennen musst – Grundlagen, Berechnung & Regeln

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Die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure, kurz HOAI, ist seit Jahrzehnten ein zentrales Regelwerk im deutschen Bau- und Planungswesen. Sie legt fest, wie die Vergütung für Architekten- und Ingenieurleistungen strukturiert und berechnet werden kann. Trotz rechtlicher Änderungen in den vergangenen Jahren hat die HOAI nach wie vor einen hohen Stellenwert, da sie als Orientierungshilfe für Verträge zwischen Planern und Auftraggebern dient. Die Einordnung ihrer rechtlichen Grundlagen, die Kenntnis der Berechnungsmethoden sowie das Verständnis der Leistungsphasen sind entscheidend, um Bauprojekte transparent und rechtssicher umzusetzen.

Mit dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs von 2019 und der darauffolgenden Anpassung der HOAI im Jahr 2021 wurden die Mindest- und Höchstsätze aufgehoben, was zu mehr Flexibilität, aber auch zu größerer Unsicherheit geführt hat. Umso wichtiger ist es, die aktuellen Regelungen genau zu kennen und einordnen zu können. Die HOAI dient weiterhin als Orientierung, um Honorarfragen nachvollziehbar zu klären und das Verhältnis zwischen Bauherrschaft und Planern auf eine solide Grundlage zu stellen.

Grundlagen der HOAI

Die HOAI regelt die Vergütung für Architekten- und Ingenieurleistungen in Deutschland. Ursprünglich 1977 eingeführt, hatte sie das Ziel, eine einheitliche und nachvollziehbare Grundlage für die Berechnung von Honoraren zu schaffen. Über viele Jahre hinweg waren die in der HOAI festgelegten Mindest- und Höchstsätze zwingend verbindlich, was eine klare Kalkulationsbasis für beide Vertragsparteien bot. Mit der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs von 2019 entfiel diese Verbindlichkeit, da sie nicht mit der europäischen Dienstleistungsfreiheit vereinbar war.

Heute fungiert die HOAI in erster Linie als Leitfaden. Sie gibt Orientierung in einer Branche, die von komplexen Projekten, zahlreichen Beteiligten und hohen Investitionssummen geprägt ist. Auch wenn freie Honorarvereinbarungen möglich sind, nutzen viele Planer und Auftraggeber die Tabellen und Strukturen der HOAI weiterhin als Grundlage.

Fakt 1: HOAI gilt nicht mehr verpflichtend

Seit dem EuGH-Urteil von 2019 sind die Mindest- und Höchstsätze der HOAI nicht mehr zwingend vorgeschrieben. Architekten und Bauherren können ihre Honorare nun frei vereinbaren – die HOAI dient aber weiterhin als Orientierungshilfe.

Aufbau und Struktur

Die HOAI ist in verschiedene Teile gegliedert, die jeweils bestimmte Leistungsbilder abdecken. Zu den wichtigsten zählen die Objektplanung für Gebäude, Freianlagen, Ingenieurbauwerke sowie die Fachplanung, etwa für Technische Ausrüstung oder Tragwerksplanung. Innerhalb dieser Leistungsbilder werden neun Leistungsphasen unterschieden, die den gesamten Planungs- und Bauprozess abbilden. Beginnend mit der Grundlagenermittlung und endend mit der Objektbetreuung umfasst dieses System sämtliche relevanten Aufgabenbereiche.

Die einzelnen Leistungsphasen sind unterschiedlich gewichtet. Während die Grundlagenermittlung nur einen geringen prozentualen Anteil am Gesamthonorar ausmacht, entfallen auf die Entwurfs- und Ausführungsplanung die größten Anteile. Damit wird deutlich, dass die inhaltlich umfangreichsten und für den Projekterfolg entscheidenden Phasen stärker ins Gewicht fallen.

Fakt 2: 9 Leistungsphasen als Basis

Das Honorar für Architekten und Ingenieure berechnet sich in der Regel nach den 9 Leistungsphasen – von der Grundlagenermittlung bis zur Objektbetreuung. Die größten Kostenanteile entfallen dabei meist auf die Entwurfs- und Ausführungsplanung.

HOAI

Berechnung des Honorars

Die Berechnung des Honorars nach HOAI orientiert sich im Wesentlichen an den anrechenbaren Baukosten. Je höher die Baukosten, desto höher fällt auch das Honorar aus. Hinzu kommen weitere Aspekte wie die Honorarzone, die den Schwierigkeitsgrad des Projekts widerspiegelt, sowie die Leistungsphasen, die tatsächlich beauftragt werden. In den Honorartafeln sind Richtwerte hinterlegt, die in Form von Spannen dargestellt werden. Sie zeigen, welcher Vergütungsrahmen bei bestimmten Baukosten und Honorarzonen üblich ist.

In der Praxis bedeutet dies, dass die Kosten für einen Architekten oder Ingenieur nicht nur von der Größe des Bauvorhabens abhängen, sondern auch von der Komplexität. Ein einfaches Einfamilienhaus wird anders bewertet als ein komplexer Industriebau. Obwohl die verbindlichen Mindest- und Höchstsätze entfallen sind, orientieren sich viele Beteiligte nach wie vor an den Honorartafeln, um faire und nachvollziehbare Vereinbarungen zu treffen.

Fakt 3: Honorar hängt an den Baukosten

Das Architektenhonorar wird in der HOAI in der Regel prozentual von den anrechenbaren Baukosten berechnet. Das bedeutet: Steigen die Baukosten, erhöht sich automatisch auch das Honorar des Architekten.

Rechtliche Entwicklungen und aktuelle Regelungen

Die rechtliche Grundlage der HOAI hat sich durch das EuGH-Urteil von 2019 maßgeblich verändert. Mit der HOAI 2021 wurde die Verbindlichkeit der Honorarsätze aufgehoben, was den Parteien mehr Vertragsfreiheit ermöglicht. Verträge können nun frei gestaltet werden, solange sie den allgemeinen Anforderungen an Transparenz und Nachvollziehbarkeit entsprechen. Dennoch ist die HOAI weiterhin ein wichtiges Instrument, um Streitigkeiten zu vermeiden und klare Strukturen vorzugeben.

In der aktuellen Fassung bleibt die Aufteilung in Leistungsbilder und Leistungsphasen bestehen. Die Tabellen und Berechnungsmodelle stehen ebenfalls zur Verfügung, auch wenn ihre Anwendung nicht verpflichtend ist. Damit bietet die HOAI eine Kombination aus Orientierung und Freiheit, die es ermöglicht, individuelle Vereinbarungen zu treffen und zugleich auf bewährte Strukturen zurückzugreifen.

Praktische Auswirkungen auf Bauprojekte

Die HOAI hat trotz der rechtlichen Veränderungen eine erhebliche Relevanz im Alltag von Bauprojekten. Sie sorgt dafür, dass Honorare für komplexe Planungsleistungen nachvollziehbar und kalkulierbar bleiben. Bauherren profitieren von einer klaren Struktur, während Architekten und Ingenieure eine fachlich fundierte Grundlage für ihre Vergütung haben. Insbesondere bei größeren Bauprojekten schafft die HOAI Vertrauen und Transparenz, da sie eine faire Verteilung von Leistungen und Kosten ermöglicht.

Die Aufhebung der Verbindlichkeit hat jedoch auch zur Folge, dass die Vertragsgestaltung mehr Verhandlungsgeschick erfordert. Auftraggeber und Planer müssen sich auf klare Vereinbarungen einigen, um spätere Konflikte zu vermeiden. Gerade deshalb bleibt das Wissen um die Strukturen und Inhalte der HOAI unverzichtbar.

Fazit

Die HOAI ist weit mehr als ein überholtes Regelwerk, das nach dem EuGH-Urteil an Relevanz verloren hätte. Sie stellt nach wie vor eine hilfreiche Orientierung dar, die Planungssicherheit schafft und Honorare nachvollziehbar macht. Auch wenn die verbindlichen Sätze weggefallen sind, bleibt die Struktur mit Leistungsbildern, Leistungsphasen und Honorartafeln eine wertvolle Grundlage. Die aktuelle Fassung von 2021 ermöglicht Freiraum, ohne auf bewährte Prinzipien verzichten zu müssen.

Für die Praxis bedeutet dies, dass die HOAI in der täglichen Zusammenarbeit zwischen Bauherren und Planern weiterhin eine zentrale Rolle spielt. Sie erleichtert die Kalkulation, stärkt die Transparenz und trägt dazu bei, Konflikte zu vermeiden. In einem Bauwesen, das von Komplexität und hohen Investitionen geprägt ist, bleibt die HOAI damit ein unverzichtbares Instrument, um Projekte erfolgreich umzusetzen und das Verhältnis zwischen Auftraggebern und Planern auf eine klare Basis zu stellen.

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