Arbeiten in der Höhe zählen zu den gefährlichsten Tätigkeiten im beruflichen Umfeld. Ob auf Windkraftanlagen, Funkmasten oder Hochregallagern – die Risiken sind enorm, und die Anforderungen an Sicherheit und Rettungskonzepte könnten kaum höher sein. Dieser Beitrag beleuchtet die gesetzlichen Grundlagen, besonderen Herausforderungen und bewährten Maßnahmen zur Höhenrettung, damit Sie als Unternehmer ein sicheres Arbeitsumfeld gewährleisten können.
Warum Höhenrettung so entscheidend ist
Die Höhenrettung umfasst Maßnahmen, um Beschäftigte bei einem Unfall oder Notfall sicher aus exponierten Arbeitsbereichen zu retten. Sie ist unverzichtbar, da ein Absturz in der Regel schwerwiegende bis tödliche Folgen hat. Laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) ereigneten sich zwischen 2009 und 2023 insgesamt 717 tödliche Absturzunfälle in Deutschland – und das sind nur die gemeldeten Fälle.
Dabei ist Prävention das oberste Gebot: Je besser ein Sicherheitskonzept und die dazugehörige Rettungsstrategie, desto geringer ist das Risiko schwerwiegender Folgen.
Gesetzliche Anforderungen an die Arbeitssicherheit in der Höhe
Für Arbeiten in der Höhe gelten verschiedene gesetzliche Vorgaben, darunter:
Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG): Arbeitgeber sind verpflichtet, Gefährdungen zu beurteilen und Maßnahmen zur Sicherheit und Gesundheit ihrer Beschäftigten zu treffen (§§ 3–14 ArbSchG).
Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV): Regelt unter anderem die sichere Gestaltung von Verkehrswegen und Arbeitsplätzen.
Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV): Erfordert den Einsatz von geeigneten Arbeitsmitteln und Persönlicher Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA).
DGUV-Regeln: Etwa die DGUV Information 112-199, die Vorgaben für die Rettung aus Höhen und Tiefen enthält.
Diese Regelwerke verlangen, dass jeder Arbeitsplatz sicher gestaltet ist und ein Rettungskonzept vorliegt, das den spezifischen Anforderungen des Einsatzorts entspricht.
Die Grundlagen eines erfolgreichen Rettungskonzepts
1. Gefährdungsbeurteilung
Eine detaillierte Gefährdungsbeurteilung ist die Basis jedes Rettungskonzepts. Sie umfasst:
Identifikation der Risiken: Welche Gefahren bestehen am Arbeitsplatz?
Sicherheitsmaßnahmen: Können Absturzstellen durch bauliche Veränderungen entschärft werden?
Rettungskonzepte: Wie können verunfallte Personen schnell und sicher gerettet werden?
2. Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA)
PSAgA ist für Höhenarbeiten unerlässlich und umfasst:
Auffanggurte
Sicherungsseile
Abseilgeräte
Die Ausrüstung muss regelmäßig geprüft und gewartet werden, um maximale Sicherheit zu gewährleisten.
3. Schulung der Mitarbeitenden
Mitarbeitende, die in der Höhe arbeiten, benötigen spezifische Schulungen. Dazu gehören:
Arbeitsmedizinische Untersuchungen (ehemals G41): Diese überprüfen, ob die körperlichen Voraussetzungen erfüllt sind.
Rettungsübungen: Beschäftigte müssen mit Rettungsausrüstung und verschiedenen Rettungstechniken vertraut sein.
Besondere Herausforderungen bei der Höhenrettung
Die Höhenrettung erfordert eine exakte Planung und hochqualifizierte Rettungsteams. Zu den größten Herausforderungen gehören:
1. Enge Arbeitsbereiche
In Windenergieanlagen oder Antennenträgern sind Arbeitsplätze oft eng und schwer zugänglich. Rettungskonzepte müssen diese spezifischen Bedingungen berücksichtigen.
2. Physische Belastungen
Die Arbeit in der Höhe ist körperlich extrem fordernd. Beschäftigte müssen schwere Ausrüstung tragen und anspruchsvolle Tätigkeiten ausführen, oft bei widrigen Wetterbedingungen.
3. Technische Komplexität
Rettungsausrüstung wie Abseilgeräte oder Rettungswannen erfordert regelmäßige Schulungen und technische Expertise.
4. Externe Faktoren
Witterung, Dunkelheit oder elektromagnetische Felder können Rettungseinsätze erheblich erschweren.
Statistik: Unfälle in der Höhe
Eine Studie der DGUV zeigt, dass in über 70 % der tödlichen Absturzunfälle seit 2009 gegen sicherheitstechnische Vorschriften verstoßen wurde. Zudem lag in 25 % der Fälle keine vollständige Gefährdungsbeurteilung vor. Dies verdeutlicht die Dringlichkeit, gesetzliche Vorgaben strikt einzuhalten und Sicherheitskonzepte kontinuierlich zu überprüfen.
Expertenmeinung zur Höhenrettung
„Die Höhenrettung gehört zu den komplexesten Disziplinen der Arbeitssicherheit. Nur durch präzise Planung, regelmäßige Schulung und hochwertige Ausrüstung können Rettungseinsätze erfolgreich und sicher durchgeführt werden.“ – Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
Praxisbeispiel: Ablauf einer Rettung aus der Höhe
Unfall in einer Steigleiter
Wenn eine Person in einer Steigleiter verunglückt:
Notruf absetzen: Rettungskräfte alarmieren und die Situation schildern.
Rettungsgerät holen: Ein mobiles Rettungsgerät wird zur verunglückten Person gebracht.
Person sichern: Die Person wird mit einem Rettungsseil gesichert und aus der Steigschutzschiene gelöst.
Abseilen: Gemeinsam wird die Person abgeseilt und Erste Hilfe geleistet, bis der Rettungsdienst eintrifft.
Unfall auf einer Plattform
Bei einem Unfall auf einer Plattform sind in der Regel drei ausgebildete Rettungskräfte erforderlich.
Stabilisierungsmaßnahmen: Verletzte werden stabilisiert und auf eine Trage gelegt.
Transport: Die Person wird über die Plattform abgeseilt oder auf sicherem Weg evakuiert.
Tipps für Unternehmen zur Umsetzung eines Höhenrettungskonzepts
Gefährdungsbeurteilungen regelmäßig aktualisieren: Passen Sie diese an neue Arbeitsmittel oder veränderte Bedingungen an.
Hochwertige PSAgA einsetzen: Achten Sie darauf, dass die Ausrüstung den neuesten Normen entspricht.
Schulungen intensivieren: Bieten Sie Ihren Mitarbeitenden regelmäßig praxisnahe Trainings und Rettungsübungen an.
Rettungskonzepte individuell gestalten: Berücksichtigen Sie spezifische Bedingungen, wie Standort und Bauweise der Anlagen.
Externe Unterstützung nutzen: Ziehen Sie Fachkräfte hinzu, um Sicherheits- und Rettungskonzepte zu entwickeln oder zu optimieren.
Warum externe Unterstützung sinnvoll ist
Die Planung und Umsetzung eines Rettungskonzepts erfordert Fachwissen und Erfahrung. Externe Sicherheitsfachkräfte bieten:
Unterstützung bei Gefährdungsbeurteilungen: Fachkundige Analysen für alle Arbeitsbereiche.
Schulungen und Unterweisungen: Individuell auf die Bedürfnisse Ihrer Mitarbeitenden abgestimmt.
Erstellung von Rettungskonzepten: Passgenaue Strategien für Ihren Betrieb.
Fazit: Sicherheit in der Höhe beginnt mit einem guten Konzept
Die Höhenrettung ist weit mehr als eine gesetzliche Pflicht – sie ist eine Lebensversicherung für Ihre Mitarbeitenden und ein Zeichen der Verantwortung Ihres Unternehmens. Mit einem klaren Rettungskonzept, hochwertigen Ausrüstungen und regelmäßigen Schulungen minimieren Sie Risiken und schaffen ein sicheres Arbeitsumfeld.
Gehen Sie keine Kompromisse ein. Prävention und professionelle Planung machen den Unterschied – für die Sicherheit Ihrer Mitarbeitenden und den Erfolg Ihres Unternehmens.
Quellen
Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG)
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
DGUV Vorschriften und Informationen
Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV)
BGHM
Höhenrettung: Häufig gestellte Fragen und Antworten für Unternehmer
Die Höhenrettung stellt nicht nur eine lebensrettende Maßnahme dar, sondern ist auch ein entscheidender Faktor für die Rechtssicherheit und das Risikomanagement von Unternehmen. Nachfolgend finden Sie ausführliche Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Höhenrettung – mit einem klaren Fokus darauf, wie Unternehmer die Anforderungen erfüllen und die Sicherheit ihrer Mitarbeitenden gewährleisten können.
1. Was ist Höhenrettung?
Die Höhenrettung umfasst alle Maßnahmen, die erforderlich sind, um Personen sicher aus Arbeitsbereichen in großer Höhe zu bergen. Sie wird dann notwendig, wenn es zu einem Notfall wie einem Unfall, einem Absturz oder einem gesundheitlichen Problem kommt.
Warum ist die Höhenrettung so wichtig?
Absturzgefahr: Arbeiten in der Höhe gehören zu den gefährlichsten Tätigkeiten und erfordern besondere Sicherheitsvorkehrungen.
Notfälle in schwer zugänglichen Bereichen: Oftmals sind die Arbeitsplätze in der Höhe nur über Steigleitern, Plattformen oder enge Zugänge erreichbar, was Rettungsmaßnahmen erschwert.
Gesetzliche Vorgaben: Arbeitgeber sind verpflichtet, geeignete Rettungskonzepte zu entwickeln und bereitzuhalten.
Unternehmen, die die Höhenrettung systematisch planen und in ihr Arbeitsschutzkonzept integrieren, schützen nicht nur ihre Mitarbeitenden, sondern auch sich selbst vor Haftungsrisiken und Imageschäden.
2. Welche gesetzlichen Vorschriften gelten für die Höhenrettung?
Die rechtlichen Anforderungen an die Höhenrettung sind klar geregelt und in verschiedenen Gesetzen und Verordnungen verankert. Die wichtigsten Vorschriften sind:
Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG): Arbeitgeber müssen Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten zu gewährleisten (§§ 3–14 ArbSchG).
Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV): Diese regelt den Einsatz von Arbeitsmitteln, einschließlich der Persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA).
DGUV-Regeln: Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung gibt spezifische Handlungsempfehlungen für Arbeiten in der Höhe, insbesondere in der DGUV Information 112-199 (Rettung aus Höhen und Tiefen).
Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV): Sie stellt sicher, dass Verkehrs- und Rettungswege an Arbeitsplätzen sicher zugänglich sind.
Für Unternehmer bedeutet dies: Ein umfassendes Sicherheits- und Rettungskonzept ist nicht optional, sondern Pflicht. Wer diese Vorgaben ignoriert, riskiert hohe Bußgelder und mögliche zivilrechtliche Ansprüche.
3. Welche Ausrüstung wird für die Höhenrettung benötigt?
Die Ausrüstung ist ein zentraler Bestandteil der Höhenrettung und muss auf die spezifischen Gegebenheiten der Einsatzorte abgestimmt sein. Zu den grundlegenden Anforderungen gehören:
Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA):
Auffanggurte
Sicherungs- und Verbindungsmittel
Karabiner und Seilrollen
Abseilgeräte
Rettungsausrüstung:
Spezielle Rettungstragen oder Rettungswannen
Rettungsgeräte, die das Abseilen oder Bergen ermöglichen
Mobil einsetzbare Hebevorrichtungen
Zusätzliche Ausstattung:
Schutzhelme mit Kinnriemen
Sicherheitsstiefel mit rutschfesten Sohlen
Kommunikationsmittel wie Funkgeräte
Pflichten des Unternehmers:
Die Ausrüstung muss regelmäßig geprüft werden.
Mitarbeitende müssen im Umgang mit der Ausrüstung geschult werden.
Alle Geräte müssen der neuesten DIN-EN-Norm entsprechen.
4. Welche Anforderungen gelten für Beschäftigte, die in der Höhe arbeiten?
Nicht jede Person ist für Arbeiten in großer Höhe geeignet. Beschäftigte müssen spezifische körperliche, psychische und fachliche Anforderungen erfüllen.
Voraussetzungen:
Arbeitsmedizinische Untersuchung: Die sogenannte Untersuchung „Arbeiten mit Absturzgefahr“ (ehemals G41) überprüft die gesundheitliche Eignung der Mitarbeitenden. Sie ist Voraussetzung für alle Höhenarbeiter.
Spezialschulungen: Beschäftigte müssen Rettungstechniken erlernen, den Umgang mit PSAgA beherrschen und in Erste Hilfe geschult sein.
Körperliche Fitness: Die Arbeit in der Höhe erfordert eine hohe Belastbarkeit, da oft schwere Ausrüstungen und Werkzeuge transportiert werden müssen.
Pflichten des Unternehmers:
Nur geeignete Personen dürfen in der Höhe arbeiten.
Regelmäßige Schulungen müssen durchgeführt und dokumentiert werden.
5. Wie wird ein Rettungskonzept erstellt?
Ein Rettungskonzept ist unverzichtbar, um auf Notfälle in der Höhe vorbereitet zu sein. Es sollte individuell auf die Gegebenheiten des Betriebs zugeschnitten sein.
Schritte zur Erstellung eines Rettungskonzepts:
Gefährdungsbeurteilung: Identifizieren und bewerten Sie die spezifischen Risiken an jedem Arbeitsplatz.
Rettungswege festlegen: Planen Sie, wie eine Person aus jeder möglichen Notfallsituation sicher gerettet werden kann.
Ausrüstung bereitstellen: Stellen Sie sicher, dass alle notwendigen Geräte und Materialien verfügbar sind.
Einsatzkräfte schulen: Mitarbeitende, die für Rettungsmaßnahmen zuständig sind, müssen regelmäßig trainiert werden.
Regelmäßige Überprüfung: Aktualisieren Sie das Konzept bei Veränderungen der Arbeitsbedingungen.
Tipp: Rettungskonzepte sollten immer praxisnah und leicht verständlich sein, um im Ernstfall keine wertvolle Zeit zu verlieren.
6. Wie oft müssen Rettungsübungen durchgeführt werden?
Rettungsübungen sind essenziell, um im Notfall routiniert und sicher handeln zu können.
Empfehlungen:
Mindestens einmal jährlich sollte eine umfassende Rettungsübung durchgeführt werden.
In gefährdeten Arbeitsbereichen, z. B. Windkraftanlagen oder Hochregalen, sind häufigere Übungen sinnvoll.
Jede Übung sollte realistische Szenarien abdecken, z. B.:
Rettung aus einer Steigleiter
Bergung von einer Plattform
Abseilen in engen Arbeitsbereichen
Vorteile regelmäßiger Übungen:
Verbesserung der Reaktionszeit
Erhöhung der Sicherheit für Mitarbeitende
Nachweis gegenüber Behörden und Versicherungen
7. Was passiert, wenn ein Unfall in der Höhe passiert?
Unfälle in der Höhe erfordern schnelles und koordiniertes Handeln. Der Ablauf einer Rettung hängt von der Situation ab.
Schritte im Notfall:
Notruf absetzen: Informieren Sie sofort den Rettungsdienst und schildern Sie die Situation.
Sicherung der Person: Verhindern Sie weitere Abstürze durch die Sicherung der betroffenen Person.
Rettung: Nutzen Sie Rettungsgeräte, um die Person sicher zu bergen.
Erste Hilfe: Versorgen Sie die Verletzte Person bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes.
Beispiel:
Bei einem Unfall in einer Steigleiter muss die verunfallte Person durch ein Rettungsgerät gesichert und aus der Steigschutzschiene gelöst werden. Die Bergung erfolgt meist durch Abseilen, bevor Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet werden.
8. Welche Herausforderungen gibt es bei der Höhenrettung?
Die Höhenrettung ist eine der anspruchsvollsten Rettungsmaßnahmen und bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich:
Schwierige Zugänglichkeit: Arbeitsplätze in der Höhe sind oft schwer zu erreichen.
Witterung: Starke Winde, Regen oder Dunkelheit erschweren Rettungsmaßnahmen.
Technische Anforderungen: Rettungsgeräte müssen korrekt eingesetzt werden, was regelmäßiges Training erfordert.
Psychischer Druck: Rettungskräfte müssen auch in stressigen Situationen ruhig und zielgerichtet handeln.
Fazit: Unternehmen, die diese Herausforderungen frühzeitig adressieren, können das Risiko von Arbeitsunfällen und Rettungsfehlern deutlich minimieren.