Legionellen sind Bakterien, die in natürlichen Gewässern wie Seen und Flüssen vorkommen, dort jedoch meist in harmlosen Konzentrationen. Kritisch wird es, wenn sie sich in technischen Wassersystemen stark vermehren – etwa in Warmwasseranlagen von Wohngebäuden, Hotels, Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen. Die unsichtbaren Krankheitserreger gelangen über feine Wassertröpfchen in die Lunge und können schwere Erkrankungen wie die Legionärskrankheit hervorrufen. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, chronisch Kranke oder immungeschwächte Personen. In Deutschland bestehen klare gesetzliche Vorgaben zur Kontrolle von Trinkwasserinstallationen, doch in der Praxis bleibt das Thema vielfach unterschätzt oder unzureichend überwacht. Wie sorgfältig mit der Hygiene von Wassersystemen umgegangen wird, kann entscheidend sein – denn schon geringe Nachlässigkeit kann zu ernsten Ausbrüchen führen.
Ursachen und Vorkommen von Legionellen
Wachstumsbedingungen in technischen Anlagen
Legionellen bevorzugen Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius. In diesem Bereich können sie sich besonders gut vermehren. In Warmwassersystemen, die nicht ausreichend erhitzt werden oder in denen Wasser über längere Zeit stagniert, finden die Bakterien ideale Bedingungen. Besonders kritisch sind schlecht gewartete Warmwasserspeicher, tote Leitungen und selten genutzte Zapfstellen wie Duschhähne oder Wasseranschlüsse in leerstehenden Wohnungen.
Unsichtbare Gefahren im Wasser
Die hauptsächliche Infektionsgefahr besteht nicht beim Trinken des kontaminierten Wassers, sondern durch das Einatmen von Aerosolen, in denen sich die Bakterien befinden. Diese entstehen beispielsweise beim Duschen, in Whirlpools, bei Klimaanlagen mit Wasservernebelung oder sogar bei Wasserhähnen. Eine Infektion von Mensch zu Mensch ist nicht bekannt.
Fakt 1: Legionellen überleben bis zu 55 °C Wassertemperatur
Legionellen vermehren sich am besten bei Temperaturen zwischen 25 °C und 45 °C. Selbst Temperaturen bis zu 55 °C überstehen sie noch – erst ab etwa 60 °C werden sie zuverlässig abgetötet. Daher ist eine konstant hohe Warmwassertemperatur entscheidend für die Prävention.
Gesundheitsgefahr durch Legionellen
Die Legionärskrankheit
Die bekannteste Erkrankung durch Legionellen ist die Legionärskrankheit. Sie ist eine Form der schweren Lungenentzündung, die unbehandelt tödlich verlaufen kann. Symptome treten meist zwei bis zehn Tage nach der Exposition auf und ähneln zunächst einer Grippe: hohes Fieber, Husten, Muskelschmerzen und Kopfschmerzen. Später kann es zu schwerwiegenden Atemproblemen kommen. Die Erkrankung erfordert eine schnelle Diagnose und Behandlung mit geeigneten Antibiotika.
Pontiac-Fieber als leichtere Verlaufsform
Eine mildere Erkrankung ist das Pontiac-Fieber, das ebenfalls durch Legionellen ausgelöst wird. Es äußert sich mit grippeähnlichen Symptomen, heilt in der Regel jedoch ohne spezielle Behandlung innerhalb weniger Tage wieder ab. Im Gegensatz zur Legionärskrankheit betrifft es oft auch gesunde Menschen und verläuft selten schwer.
Rechtliche Grundlagen und Pflichten
Trinkwasserverordnung (TrinkwV)
In Deutschland regelt die Trinkwasserverordnung den Umgang mit Legionellen. Betreiber von Großanlagen zur Trinkwassererwärmung sind verpflichtet, regelmäßig Wasserproben zu nehmen und durch akkreditierte Labore untersuchen zu lassen. Ein Befund ab 100 koloniebildenden Einheiten (KBE) pro 100 ml Wasser muss dem Gesundheitsamt gemeldet werden. Darüber hinaus müssen Nutzer informiert und Schritte zur Gefahrenabwehr eingeleitet werden.
Pflichten für Vermieter und Eigentümer
Vermieter von Mehrfamilienhäusern mit zentraler Warmwasserbereitung unterliegen ebenfalls der Untersuchungspflicht. Kommen sie dieser nicht nach, drohen rechtliche Konsequenzen, insbesondere bei nachgewiesener Gesundheitsgefahr. Die Dokumentation der Prüfungen muss für mehrere Jahre aufbewahrt werden.
Fakt 2: Einmal pro Woche alle Wasserhähne durchspülen
Stagnierendes Wasser fördert Legionellenwachstum. Daher sollte man besonders in selten genutzten Räumen (z. B. Gäste-WC, leerstehende Wohnungen) mindestens einmal wöchentlich alle Wasserhähne und Duschen 30 Sekunden durchspülen, um den Wasseraustausch sicherzustellen.
Vorbeugung und Schutzmaßnahmen
Technische Vorsorge
Eine wirksame Maßnahme gegen Legionellen ist die Einhaltung einer Wassertemperatur von mindestens 60 Grad Celsius am Ausgang des Warmwasserspeichers. Zirkulationsleitungen sorgen für ständige Bewegung des Wassers, wodurch Stagnation vermieden wird. Zudem sollten alle Leitungen fachgerecht installiert und isoliert sein, um Temperaturschwankungen und Kaltwasserübertragung zu vermeiden.
Nutzerverhalten und einfache Regeln
Auch Nutzer können zur Vorbeugung beitragen. Wasserhähne und Duschen sollten regelmäßig genutzt und bei längerer Abwesenheit durchgespült werden. Bei selten benutzten Armaturen empfiehlt sich ein wöchentlicher Wasseraustausch. In besonderen Risikobereichen, wie Pflegeheimen oder Krankenhäusern, sind zusätzliche Hygienekonzepte erforderlich.
Maßnahmen bei einem Legionellenbefund
Risikobewertung und Sofortreaktion
Wird bei einer Wasseruntersuchung ein kritischer Legionellenwert festgestellt, ist eine umgehende Risikobewertung erforderlich. In akuten Fällen müssen Warmwasseranlagen abgeschaltet oder mit Warnhinweisen versehen werden. Besonders sensible Bereiche wie Krankenhäuser benötigen dann alternative Wasserversorgungskonzepte.
Sanierung und Desinfektion
Zur Bekämpfung von Legionellen in der Anlage werden thermische oder chemische Desinfektionsverfahren angewendet. In manchen Fällen ist ein kompletter Austausch von Leitungsabschnitten erforderlich. Parallel zur Sanierung muss die Ursache analysiert und behoben werden, um einen Wiederbefall zu vermeiden.
Fakt 3: Meldepflicht ab 100 KBE/100 ml
Wird bei einer Wasserprobe ein Legionellenbefund von ≥100 koloniebildenden Einheiten (KBE) pro 100 mlfestgestellt, besteht Meldepflicht an das Gesundheitsamt. Betreiber von Trinkwasseranlagen müssen dann umgehend Maßnahmen einleiten und die Nutzer informieren.
Fazit: Hygiene im Verborgenen
Legionellen sind für das bloße Auge unsichtbar, doch ihr Gefahrenpotenzial ist real. Die Vorsorge verlangt kein Spezialwissen, sondern umsichtiges Handeln und das Einhalten bewährter Hygieneregeln. Einwandfrei gewartete Wasseranlagen, klare Zuständigkeiten und ein wacher Blick für hygienische Schwachstellen tragen wesentlich zur Sicherheit bei. Besonders in öffentlichen Einrichtungen, Mehrfamilienhäusern oder sensiblen Bereichen muss das Thema Wasserhygiene hohe Priorität haben. Denn ein einzelner Ausbruch kann nicht nur Gesundheit und Leben bedrohen, sondern auch rechtliche und wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen. Das Wissen um Legionellen und die passenden Maßnahmen ist daher nicht nur Fachleuten vorbehalten, sondern ein wichtiger Bestandteil verantwortungsvoller Gebäudenutzung.