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Die neue Gefahrstoffverordnung und das risikobasierte Ampel-Modell: Herausforderung oder Chance für Unternehmen?

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Gefahrstoffe gehören in vielen Branchen zum Alltag. Doch mit der Novellierung der Gefahrstoffverordnung stehen Unternehmen vor neuen Herausforderungen: Das risikobasierte Ampel-Modell verändert die Bewertung und den Umgang mit gefährlichen Expositionen grundlegend. Doch ist das nur zusätzlicher bürokratischer Aufwand – oder kann es langfristig sogar Vorteile bringen?

🔍 Was steckt hinter dem Ampel-Modell?

Die neue Gefahrstoffverordnung bringt mit dem Ampel-Modell eine klare Kategorisierung von Expositionen:
🟢 Grün (geringe Exposition): Keine weiteren Maßnahmen erforderlich.
🟡 Gelb (mittlere Exposition): Maßnahmen zur Reduktion der Exposition sind notwendig.
🔴 Rot (hohe Exposition): Strikte Schutzmaßnahmen oder vollständiger Verzicht auf die Tätigkeit erforderlich.
Diese Einteilung basiert auf der Technischen Regel für Gefahrstoffe 910 (TRGS 910) und ermöglicht eine standardisierte, nachvollziehbare Risikobewertung.

🎯 Ziel der Änderung:

Arbeitsschutz verbessern
Transparenz schaffen
Unternehmen helfen, gesetzliche Anforderungen einfacher umzusetzen

Welche Herausforderungen kommen auf Unternehmen zu?

1. Technische und organisatorische Anpassungen

Neue Schutzsysteme, Filtertechnologien und Messtechniken erforderlich
Dokumentations- und Nachweispflichten werden umfangreicher

2. Kostenintensive Schulungen

Mitarbeitende müssen regelmäßig geschult werden, insbesondere beim Umgang mit krebserregenden Stoffen
Unternehmen müssen nachweisen, dass Schulungen erfolgt sind

3. Erweiterte Kennzeichnungspflichten

Gefahrstoffetiketten müssen zusätzliche Sicherheitshinweise enthalten

4. Verbot bestimmter Stoffe

Hochgefährliche Stoffe wie bestimmte Asbestarten werden weiter eingeschränkt
Unternehmen müssen alternative Materialien oder Arbeitsverfahren finden

5. Erstellung von Maßnahmenplänen

Expositionsverzeichnisse müssen geführt werden
Maßnahmenpläne sind erforderlich, wenn Expositionsgrenzwerte überschritten werden
Wer die Anforderungen ignoriert, riskiert Bußgelder oder im schlimmsten Fall den Betriebsstillstand.

Chemiearbeiter mit Schutzanzug überprüft Gefahrstoff-Rohr – neue Gefahrstoffverordnung in der Industrie

Wie profitieren Unternehmen von der neuen Regelung?

1. Verbesserter Arbeitsschutz
Weniger krankheitsbedingte Ausfälle
Gesündere Mitarbeitende steigern die Produktivität

2. Mehr Rechtssicherheit
Klare Regeln minimieren Haftungsrisiken
Einhaltung gesetzlicher Vorgaben wird einfacher

3. Attraktiver als Arbeitgeber
Unternehmen mit hohem Sicherheitsstandard ziehen Fachkräfte an

4. Effizienzgewinne und Wettbewerbsvorteile
Wer frühzeitig umstellt, kann langfristig Kosten senken
Effizientere Prozesse verbessern den Ressourceneinsatz

Praktische Umsetzung: Was Unternehmen jetzt tun sollten

5 zentrale Maßnahmen zur erfolgreichen Umstellung
1️⃣ Bestandsaufnahme: Welche Gefahrstoffe werden im Unternehmen verwendet, und wie hoch ist die Exposition?
2️⃣ Ampel-Modell anwenden: Expositionen nach Grün, Gelb und Rot klassifizieren.
3️⃣ Technische Maßnahmen prüfen: Sind bestehende Schutzmaßnahmen ausreichend?
4️⃣ Schulungen organisieren: Mitarbeitende frühzeitig auf neue Regelungen vorbereiten.
5️⃣ Expositionsverzeichnisse führen: Lückenlose Dokumentation schützt vor Bußgeldern.

Diese Maßnahmen helfen, die neuen Vorgaben effizient umzusetzen und langfristige Vorteile zu sichern.

Erfolgsstory: So hat ein Unternehmen die Umstellung gemeistert

Branche: Metallverarbeitung
Problem: Hohe Exposition gegenüber krebserregenden Stoffen (z. B. Chrom(VI)-Verbindungen)

Lösung:
✔ Umstellung auf weniger gefährliche Alternativen (Substitution)
✔ Einführung moderner Absaugsysteme
✔ Regelmäßige Schulungen für Mitarbeitende
✔ Digitale Dokumentation der Schutzmaßnahmen

Ergebnis:
✔ 40 % Reduktion der Exposition der Mitarbeitenden gegenüber Gefahrstoffen
✔ Mehr Rechtssicherheit und weniger Haftungsrisiken
✔ Zufriedenere und gesündere Mitarbeitende

Wer frühzeitig in die Sicherheit investiert, profitiert langfristig von geringeren Risiken und effizienteren Prozessen.

Quellen: BG Bau

FAQ zur neuen Gefahrstoffverordnung

1. Was ist die neue Gefahrstoffverordnung und warum wurde sie geändert?

Die neue Gefahrstoffverordnung wurde überarbeitet, um den Schutz von Beschäftigten im Umgang mit gefährlichen Stoffen zu verbessern. Die Änderungen sorgen für mehr Transparenz bei der Risikobewertung und verpflichten Unternehmen dazu, die Exposition gegenüber Gefahrstoffen genauer zu erfassen und zu minimieren. Ein zentrales Element ist das Ampel-Modell, das hilft, Risiken systematisch zu bewerten und Schutzmaßnahmen gezielt umzusetzen.

2. Wie funktioniert das Ampel-Modell in der Gefahrstoffverordnung?

Das Ampel-Modell klassifiziert nicht die Stoffe selbst, sondern die Exposition der Beschäftigten gegenüber diesen Stoffen:
Grün (geringe Exposition): Keine weiteren Maßnahmen erforderlich.
Gelb (mittlere Exposition): Maßnahmen zur Reduktion notwendig, unter Berücksichtigung technischer und wirtschaftlicher Möglichkeiten.
Rot (hohe Exposition): Strenge Schutzmaßnahmen oder vollständiges Verbot der Tätigkeit erforderlich.
Diese Kategorisierung hilft Unternehmen dabei, Risiken objektiv zu bewerten und notwendige Schutzmaßnahmen abzuleiten.

3. Welche Unternehmen sind von der neuen Gefahrstoffverordnung betroffen?

Alle Unternehmen, in denen Beschäftigte Gefahrstoffen ausgesetzt sind, müssen die neuen Vorschriften umsetzen. Besonders betroffen sind Branchen wie:
Chemische Industrie
Metallverarbeitung
Bauwesen
Lackierereien
Labore und Forschungseinrichtungen
Pharmazeutische Produktion
Reinigungs- und Desinfektionsgewerbe

4. Welche neuen Pflichten ergeben sich für Unternehmen?

Mit der Einführung des Ampel-Modells müssen Unternehmen unter anderem:
Expositionen korrekt bewerten und nach Grün, Gelb oder Rot einstufen.
Technische, organisatorische und persönliche Schutzmaßnahmen entsprechend der Einstufung umsetzen.
Mitarbeitende regelmäßig schulen und die Schulungen dokumentieren.
Expositionsverzeichnisse für krebserzeugende Stoffe führen.
Maßnahmenpläne erstellen, wenn Expositionsgrenzwerte überschritten werden.
Kennzeichnungspflichten für Gefahrstoffe konsequent umsetzen.

5. Was passiert, wenn Unternehmen die neuen Vorschriften nicht einhalten?

Wer die Anforderungen der neuen Gefahrstoffverordnung nicht erfüllt, muss mit Konsequenzen rechnen:
Bußgelder und Strafen bei Verstößen gegen Dokumentations- und Schutzpflichten.
Erhöhte Haftungsrisiken, wenn Beschäftigte durch unsachgemäßen Umgang erkranken.
Betriebsstillstand, falls Behörden gravierende Mängel feststellen.

6. Wie stellen Unternehmen sicher, dass sie die Anforderungen erfüllen?

Unternehmen sollten folgende Maßnahmen ergreifen:
Expositionsbewertung durchführen: Welche Gefahrstoffe kommen zum Einsatz und wie hoch ist die Belastung für die Mitarbeitenden?
Ampel-Modell anwenden: Expositionen nach Grün, Gelb und Rot einstufen.
Schutzmaßnahmen prüfen und anpassen: Sind technische und organisatorische Maßnahmen ausreichend?
Schulungen für Mitarbeitende organisieren: Unterweisungen regelmäßig durchführen und dokumentieren.
Expositionsverzeichnisse führen: Besonders für krebserzeugende Stoffe erforderlich.
Maßnahmenpläne erstellen: Bei Überschreitung von Grenzwerten sind konkrete Maßnahmen erforderlich.

7. Welche Bedeutung haben Schulungen in der neuen Gefahrstoffverordnung?

Schulungen sind essenziell, um sicherzustellen, dass Mitarbeitende Gefahrstoffe richtig handhaben. Dazu gehören:
Kenntnis über Schutzmaßnahmen und das Ampel-Modell
Sicherer Umgang mit persönlicher Schutzausrüstung
Verhalten im Notfall bei Gefahrstoffunfällen
Unternehmen müssen Schulungen regelmäßig durchführen und die Teilnahme dokumentieren.

8. Wie wurden die Kennzeichnungspflichten für Gefahrstoffe verändert?

Die Gefahrstoffverordnung schreibt jetzt detailliertere Kennzeichnungen vor:
Mehr Warnhinweise auf Gefahrstoffetiketten.
Zusätzliche Piktogramme zur besseren Visualisierung der Gefahren.
Erweiterte Dokumentationspflichten, um Risiken transparenter zu machen.

9. Gibt es finanzielle Unterstützung für die Umsetzung der neuen Vorschriften?

Ja, verschiedene Förderprogramme unterstützen Unternehmen bei:
Investitionen in technische Schutzmaßnahmen
Schulungen für Mitarbeitende
Substitution gefährlicher Stoffe durch weniger kritische Alternativen

10. Ab wann gelten die neuen Vorschriften?

Die überarbeitete Gefahrstoffverordnung ist bereits in Kraft. Unternehmen sollten sich daher umgehend mit den neuen Anforderungen auseinandersetzen, um gesetzliche Vorgaben zu erfüllen und Bußgelder zu vermeiden.

Dieses FAQ gibt Unternehmen eine klare Orientierung zu den wichtigsten Änderungen der Gefahrstoffverordnung und hilft, die neuen Anforderungen effizient umzusetzen.

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