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Risikoverhalten im Fokus: Wie Unternehmen durch Verstehen und Vorbeugen Sicherheit neu definieren

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Als Unternehmer oder Führungskraft ist es frustrierend, wenn Unfälle passieren, weil ein unnötiges Risiko eingegangen worden ist.

Liegt es an der nicht verwendeten persönlichen Schutzausrüstung (PSA), oder an dem sorglosen Umgang mit der eigenen Sicherheit oder der Sicherheit der Kollegen – die Folgen dieser Risikobereitschaft können verheerend sein.

Die erste Reaktion auf ein solches Fehlverhalten, die in Unternehmen und Organisationen zumeist zu beobachten ist, ist die jeweilige Person zu bestrafen. Doch wenn man genauer hinsieht, erkennt man, dass die Risikobereitschaft tief verwurzelte Gründe haben kann.

Der menschliche Faktor

In meiner Tätigkeit als Sicherheitsingenieur habe ich gelernt, dass der unberechenbare Teil des Arbeitsschutzes der Faktor Mensch ist. Dies müssen Unternehmen verstehen, um sinnvoll und nachhaltig Unfälle vermeiden zu können.

So einfach es auch sein mag, die risikobereiten Mitarbeiter als unsoziale Einzelgänger abzustempeln, wird dies aber nicht der Komplexität des Menschen gerecht.

Um wirklich wirksamen Arbeitsschutz einzuführen, müssen Sie Ihre Mitarbeiter, ihre Gründe für die Bereitschaft unnötiges Risiko einzugehen und auch ihre Stellung im System verstehen. Sabotieren die Mitarbeiter mit Absicht die Regelungen zur Arbeitssicherheit oder spielen andere Faktoren eine Rolle?

Natürlich gibt es verschiedene Typen von risikobereiten Mitarbeitern.

Der Einzelgänger

Beginnen wir mit dem stereotypischen Risikoverhalten. Diese Person ist in der Regel übermütig und glaubt, sie sei unbesiegbar und stehe über dem Gesetz. Wir alle kennen das Sprichwort: “So haben wir das immer schon gemacht“

Diese Kollegen beschweren sich grundsätzlich über sämtliche Regeln, da diese „sinnlos“ oder völlig „übertrieben“ seien.

Es kann schwierig sein zu wissen, wie man mit dieser Art von Risikobereitschaft umgeht.

Während Unterweisungen und Trainings, schauen sie lieber aufs Handy als sich auf den Inhalt zu konzentrieren. Werden sie mit ihrem Verhalten konfrontiert endet dies meistens mit einem Streit.

Generell ist es im Arbeitsschutz nicht die beste Idee Mitarbeiter für jedes Fehlverhalten direkt zu bestrafen. Dies erzeugt nur eine negative Einstellung zur Arbeitssicherheit und den handelnden Personen. Wenn sich ein Mitarbeiter aber trotz tiefgreifender Erklärungen über Regeln hinwegsetzt und unnötige Risiken eingeht, können disziplinarische Maßnahmen die einzige sinnvolle Reaktion sein. In einem solchen Fall sollte also die Führungsebene eingeschaltet werden, um disziplinarische Konsequenzen zu besprechen.

Wichtig hierbei ist zu verstehen, dass ein solches Verhalten weitere Kollegen negativ beeinflussen kann. Wie im Sport ist es auch im Beruf: Ein Team wächst und fällt mit den einzelnen Mitgliedern.

Bei dieser Art von Risikoverhalten ist die Eingliederung von Arbeitssicherheit in den Einstellungsprozess wichtig. Die Vorgesetzten sollten alles tun, um sicherzustellen, dass sich neue Mitarbeiter gut in die bestehende Sicherheitskultur einfügen (können).

Der Zeitsparer

Dieser Kollege sucht an allen Ecken und Enden nach Abkürzungen.

Um schneller zum Ziel zu kommen wird der Stuhl anstatt der Leiter benutzt, die PSA links liegen gelassen, da es „nur mal kurz“ in den Gefahrenbereich geht.

Alle Risiken, die sie eingehen, dienen dazu, die Dinge schnell zu erledigen. Dafür kann es zwei Gründe geben.

Erstens will die Person schneller nach Hause kommen. Ein paar übersprungene Prozess-Schritte hier und da machen ihr vielleicht nicht viel aus, und so kann es eine mögliche Lösung sein die Person zur Seite zu nehmen und ihr zu erklären, in welche Gefahr sie sich und andere bringt.

Interessanterweise haben sie vielleicht sogar ein paar gute Ideen zur Verbesserung der Effizienz. Indem Sie mit ihnen zusammenarbeiten, können Sie Bereiche ermitteln, in denen auf sichere Weise Zeit eingespart werden kann. Aber auch hier gilt: Bestrafung sollte das letzte Mittel sein.

Schlimmer noch, es könnte ein Zeichen dafür sein, dass die Mitarbeiter unter Zeitdruck stehen, ihre Arbeit schneller zu erledigen, meist von der oberen Führungsebene. Alle noch so gut gemeinten Sicherheitsvorkehrungen nützen nichts, wenn die Mitarbeiter indirekt aufgefordert werden, sich selbst zu gefährden (Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes). Das ist inakzeptabel und sollte sofort mit der Geschäftsleitung besprochen werden.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass dies in Ihrem Unternehmen geschieht und Ihre Bedenken ignoriert werden, können Sie Sicherheitsmängel anonym bei der Arbeitssicherheit oder dem Betriebsrat melden.

Die Unschuldigen

Wenn Unfälle passieren, ist es wichtig sich zu fragen ob die Person die im Mittelpunkt des Geschehens steht, tatsächlich schuld ist oder ob das Problem woanders liegt – was wahrscheinlicher ist.

Ein Beinaheunfall oder Unfall passiert, weil sich jemand im falschen Bereich aufhielt, nicht die richtige Ausrüstung benutzt hat oder weil eine Maschineninspektion nicht durchgeführt wurde. Es ist möglich, dass ein Einzelgänger involviert war oder der Zeitsparer zur Mittagspause raus wollte, aber es ist ebenso wahrscheinlich, dass die betroffene Person schlicht unschuldig ist.

Unternehmen sind ein komplexes Geflecht ständiger Kommunikation, und in den größten Organisationen arbeiten unter Umständen Tausende von Mitarbeitern eng zusammen. Wie viele E-Mails werden täglich übersehen; Wie viele dieser E-Mails enthalten wichtige Informationen?

Obwohl Arbeitsschutz/Arbeitssicherheit im Grunde genommen nur gesunder Menschenverstand ist, kann es eine Menge Informationen zu verarbeiten geben. So ist es möglich, dass die in den Vorfall verwickelte Person nicht die neusten Informationen hatte oder nicht unterwiesen wurde.

Auch hier kommt es darauf an, die Mitarbeiter als Menschen und nicht als KPI zu behandeln. Eine 97%ige Teilnahmequote an den neuesten Online-Sicherheitsunterweisung klingt gut, aber in einem Unternehmen mit 500 Mitarbeitern sind das 15 potenzielle Risikofaktoren, die vielleicht nicht einmal wissen, dass sie im Begriff sind, etwas falsch zu machen.

Optimal ist es, wenn Sie die Kommunikation zur Arbeitssicherheit so persönlich wie möglich gestalten. Auch wenn e-learnings Zeit sparen, stellen diese nicht sicher, dass alle Mitarbeiter an Bord sind – und was noch wichtiger ist – verstehen warum gewisse Änderungen notwendig sind.

Ich weiß, dass dies in größeren Unternehmen leichter gesagt als getan ist. Dennoch liegt es in der Verantwortung der Führungskräfte, notwendige Ressourcen zu kommunizieren, um diese Kommunikationsebene zu gewährleisten, und in der Verantwortung der Unternehmensleitung, die erforderlichen Ressourcen bereitzustellen. Die anfänglichen Kosten mögen höher sein, aber sie sind weitaus geringer als die potenziellen Kosten mehrerer tickender Zeitbomben im Unternehmen.

Es geht um Menschen

Es kann leicht passieren, dass man sich in Checklisten, E-learnings und Statistiken verliert. Aber letztlich geht es bei der Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz um Menschen. Die Priorität einer jeden Fachkraft für Arbeitssicherheit und Führungskraft sollte es daher sein, die Mitarbeiter zu verstehen und zu wissen, warum sie sich selbst und andere in Gefahr bringen könnten. Nur dann können Sie die richtigen Schutzmaßnahmen einführen.

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